Der Weltverband der Messewirtschaft UFI hat im Juli ihre Studie „UFI Global Exhibition Barometer“ veröffentlicht. Der Bericht gibt einen Überblick über die aktuelle Lage und die Perspektiven der Messebranche weltweit. Die Ergebnisse zeigen: Für 2025 erwarten viele Unternehmen ein deutliches Wachstum. Nachdem die Erlöse 2024 weitgehend stabil geblieben sind, rechnen im globalen Durchschnitt 34 Prozent der Befragten mit einem Zuwachs der vermieteten Fläche von mehr als fünf Prozent in ihrem Land, 36 Prozent sogar in ihrem eigenen Unternehmen. Besonders optimistisch sind die Erwartungen in Brasilien, Indien, Malaysia, Mexiko, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. In den drei größten Märkten zeichnet sich dagegen ein anderes Bild ab: Stabilität in den USA und Deutschland, Rückgänge in China. Auch bei zusätzlichen Einnahmen sehen die Befragten Potenzial: 39 Prozent erwarten ein Plus von mehr als fünf Prozent bei Dienstleistungen, 26 Prozent bei Sponsoring.
Als größte Herausforderungen nennen die Unternehmen die globale Wirtschaftslage, geopolitische Risiken und die wirtschaftliche Situation auf ihren Heimatmärkten – noch vor Themen wie Nachhaltigkeit, Wettbewerb innerhalb der Branche, Digitalisierung oder regulatorische Fragen.
Gleichzeitig treibt die Branche Innovationen voran: Acht von zehn Unternehmen planen neue Aktivitäten, mehr als sechs von zehn nutzen bereits regelmäßig KI-Tools, und vier von zehn wollen in den kommenden sechs Monaten Personal einstellen.
„Das UFI-Barometer liefert seit 2009 wichtige Benchmark-Daten und unterstützt Unternehmen dabei, Trends frühzeitig zu erkennen und ihre Strategien darauf auszurichten. Diese Ausgabe zeigt einerseits sehr unterschiedliche Perspektiven weltweit, andererseits aber auch viele positive Entwicklungen. Besonders erfreulich sind die geplanten Neueinstellungen und die breite Nutzung von KI-gestützten Tools“, erklärt Chris Skeith OBE, Geschäftsführer und CEO der UFI. Er betont zugleich die Bedeutung regionaler Unterschiede und der Zusammensetzung der Stichprobe. Neu in dieser Ausgabe ist zudem die Segmentierung der Ergebnisse nach Veranstaltern, Messeplätzen und Dienstleistern.
Zuwachs bei vermieteter Fläche
Weltweit erwarten 34 Prozent der Befragten für 2025 einen Zuwachs der vermieteten Fläche von mehr als fünf Prozent in ihrem Land, während 48 Prozent von einer stabilen Entwicklung (+/–5 %) ausgehen. Lediglich 12 Prozent rechnen mit einem Rückgang von über fünf Prozent, 6 Prozent sind unsicher.
Ein Blick in die Regionen zeigt deutliche Unterschiede:
- Nordamerika: In Mexiko prognostizieren sechs von zehn Befragten einen Zuwachs von mehr als fünf Prozent, während in den USA derselbe Anteil eine stabile Entwicklung erwartet.
- Mittel- und Südamerika: In Brasilien erwarten sieben von zehn Unternehmen deutliche Zuwächse. In Argentinien und Kolumbien hingegen rechnen die meisten (fünf bzw. sechs von zehn) mit einer stabilen Lage.
- Asien/Pazifik: Hier treten die stärksten Kontraste auf. In Indien (sieben von zehn) und Malaysia (sechs von zehn) überwiegt der Optimismus. In Australien sehen vier von zehn eine stabile Situation. Dagegen erwarten in China 55 % und in Thailand 40 % einen Rückgang von mehr als fünf Prozent.
Entwicklung bei Umsätzen und Gewinnen stabil
Für 2025 rechnen 36 Prozent der Befragten mit einem Umsatzanstieg von mehr als fünf Prozent bei der Vermietung von Fläche, 39 Prozent erwarten ein entsprechendes Plus beim Verkauf von Dienstleistungen.
Die länderspezifischen Ergebnisse zeichnen ein differenzierteres Bild. Besonders starkes Wachstum bei der Vermietung von Flächen und beim Verkauf von Dienstleistungen erwarten Unternehmen in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien als die Top 3.
Für 2024 geben 40 Prozent der Unternehmen an, dass ihr Betriebsgewinn um mehr als zehn Prozent gestiegen ist, während 51 Prozent stabile Ergebnisse im Bereich von minus zehn bis plus zehn Prozent verzeichnen. Für 2025 erwarten 30 Prozent einen Gewinnanstieg von über zehn Prozent, 53 Prozent rechnen weiterhin mit stabilen Ergebnissen.
Die Ergebnisse nach Ländern zeigen deutliche Unterschiede. Für 2024 melden die höchsten Anteile an Unternehmen mit einem Gewinnplus von über zehn Prozent Mexiko (63 %), Deutschland (61 %), Großbritannien (53 %) sowie die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien (jeweils 50 %). Für 2025 liegen Indien (64 %), die Vereinigten Arabischen Emirate (58 %), Brasilien (43 %), Kolumbien (42 %) und Malaysia (40 %) an der Spitze.
Personalaufbau weltweit
Weltweit planen 40 Prozent der Unternehmen, ihren Personalbestand aufzustocken, während weitere 56 Prozent beabsichtigen, die aktuelle Mitarbeiterzahl stabil zu halten. Besonders hoch ist der Anteil der Unternehmen mit geplanten Neueinstellungen in Saudi-Arabien (80 %), Malaysia (70 %), Spanien (62 %), den Vereinigten Arabischen Emiraten (58 %) und Indien (57 %).
Betrachtet man die Branche nach Segmenten, zeigen sich Unterschiede: Veranstalter sowie Dienstleister und Lieferanten sind im Durchschnitt deutlich eher bereit, neue Mitarbeiter einzustellen, als Standorte. So planen 43 Prozent der Veranstalter und Dienstleister zusätzliche Einstellungen, während 54 Prozent der Veranstalter und 48 Prozent der Dienstleister ihre Personalstärke stabil halten wollen. Bei den Veranstaltungsorten planen nur 17 Prozent, neue Mitarbeiter einzustellen, während 83 Prozent ihre Belegschaft unverändert belassen möchten.
Wichtigste Geschäftsthemen der Messebranche
Die „Wirtschaftslage im Heimatmarkt“ bleibt das drängendste Thema für Unternehmen weltweit, nur im Nahen Osten und Afrika liegt sie an zweiter Stelle. Darauf folgen „geopolitische Herausforderungen“ und „globale wirtschaftliche Entwicklungen“. Mittelfristig rückt letztere auf Platz eins, gefolgt von geopolitischen Risiken und der heimischen Wirtschaftslage. „Nachhaltigkeit/Klima“ gewinnt an Bedeutung und liegt mittelfristig auf Platz vier. Weitere Themen sind Wettbewerb innerhalb der Branche, Digitalisierung, Medienwettbewerb, interne Managementfragen und regulatorische Anliegen.
Unterschiede zeigen sich nach Segmenten: Veranstalter und Messeplätze priorisieren globale wirtschaftliche Entwicklungen und geopolitische Herausforderungen, während Dienstleister und Lieferanten Nachhaltigkeit an erste Stelle setzen.
Aktuelle strategische Prioritäten
Weltweit plant die große Mehrheit der Unternehmen, neue Aktivitäten zu entwickeln – sei es innerhalb des klassischen Messebereichs (Messegelände, Veranstalter, Dienstleistungen), außerhalb des bestehenden Produktportfolios oder in beiden Bereichen. Die Werte liegen bei 78 Prozent in Europa, 79 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum sowie im Nahen Osten und Afrika, 83 Prozent in Mittel- und Südamerika und 84 Prozent in Nordamerika.
Betrachtet man die Branchensegmente, zeigt sich ein unterschiedliches Vorgehen: Veranstalter konzentrieren sich in erster Linie auf die Weiterentwicklung ihres bestehenden Produktportfolios (40 %) oder kombinieren dies mit neuen Aktivitäten außerhalb des bisherigen Angebots (22 %). Dienstleister hingegen planen überwiegend die Erweiterung ihres Portfolios um neue Angebote außerhalb des bisherigen Geschäftsbereichs (36 %).
Auch die internationale Expansion gewinnt an Bedeutung: Die Hälfte der Unternehmen will ihre Aktivitäten in neuen Ländern und Regionen ausweiten. Bei den Veranstaltern liegt der Anteil bei 51 Prozent, bei Dienstleistern und Lieferanten bei 62 Prozent, während Veranstaltungscentren mit 19 Prozent deutlich zurückhaltender sind. Auf Länderebene ist die internationale Expansion in zehn der 19 analysierten Märkte besonders stark geplant, darunter Deutschland (87 %), Kolumbien (73 %), Südafrika (71 %), die Vereinigten Arabischen Emirate (70 %), Saudi-Arabien (63 %), Frankreich (56 %), Italien (54 %), Großbritannien (53 %), China (53 %) und Mexiko (51 %).
Fortschritte beim Einsatz von KI-Lösungen
Weltweit setzen 63 Prozent der Unternehmen bereits Standard-KI-Tools wie ChatGPT oder Google Gemini in Teilen ihrer Geschäftsfunktionen ein. Weitere 17 Prozent haben KI-gestützte Tools in ihre Systeme integriert, und drei Prozent entwickeln eigene, auf Unternehmensdaten trainierte Algorithmen. Gleichzeitig geben 17 Prozent an, bisher kaum oder keine KI zu nutzen.
Die Länder mit den meisten Unternehmen, die KI entweder integriert oder eigene Algorithmen entwickelt haben, sind Thailand (44 %), Großbritannien (39 %), die Vereinigten Arabischen Emirate (38 %), die USA (33 %) und Saudi-Arabien (30 %). Auf Segmentebene sind Veranstalter durchschnittlich weiter fortgeschritten als Dienstleister oder Veranstaltungsorte.
In puncto Reifegrad befinden sich die meisten Unternehmen noch in der Forschungs- oder Testphase: 72 Prozent im Bereich „Effizienzsteigerung von Prozessen“, 68 Prozent bei der „Verbesserung des Kundenerlebnisses“ und 54 Prozent bei der „Umsatzgenerierung mit KI-Produkten“. Spitzenländer für KI-Tests und -Implementierung sind unter anderem Thailand, Deutschland, Malaysia, Brasilien, Frankreich, China und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Segmentiert nach Unternehmensart zeigt sich, dass Dienstleister und Lieferanten am häufigsten KI-Lösungen testen oder implementieren, gefolgt von Veranstaltern. Veranstaltungsorte hinken hier deutlich hinterher, insbesondere bei der Umsatzgenerierung durch KI, wo sie praktisch keine Aktivitäten melden.
Hintergrund
Der 35. Global Exhibition Barometer Report, der im Juli 2025 fertiggestellt wurde, liefert Erkenntnisse von 386 Unternehmen aus 58 Ländern und Regionen. Er wurde in Zusammenarbeit mit 32 Verbänden erstellt.
Die Studie enthält Prognosen und Analysen für 19 Schwerpunktländer und -regionen – Argentinien, Australien, Brasilien, China, Kolumbien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Indien, Italien, Malaysia, Mexiko, Saudi-Arabien, Südafrika, Spanien, Thailand, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und die USA – sowie fünf zusätzliche aggregierte regionale Zonen.
Weitere Informationen und Download: https://www.ufi.org/wp-content/uploads/2025/07/UFI-Barometer-35th-Edition.pdf
Quelle: AUMA News